An was denkst Du, wenn ich Dir das Schlagwort „Herbst“ nenne? Vielleicht denkst Du an die triste Stimmung frühmorgens beim Blick aus dem Fenster? Alles trüb, dunkel und grau. Der Morgen ist nebelverhangen, der Blick nach draußen eingeschränkt durch eine dicke Nebelwand. Bist Du bereits in eine Herbstdepression verfallen?
Oder kommen Dir Bilder in den Sinn, wie ein schöner Spaziergang im Wald, bei dem Dir die letzten Sonnenstrahlen des Jahres in den Augen und auf der Nase kitzeln? Du siehst die gelb-rötlichen Blätter an den Bäumen, die vor Kurzem noch sattgrün waren. Du hörst das Rascheln des Laubs unter Deinen Füssen, denn die Bäume haben ihre Blätter so allmählich losgelassen und zu Boden fallen lassen. Ein herrlicher Anblick und eine tolle Atmosphäre, wenn sich die Natur bereit macht, sich zu erholen um schon bald wieder einen Neuanfang zu begehen.
Ok, manch einer fürchtet auch diese Jahreszeit, denn nun kommen auch sie wieder zum Einsatz und reißen viele Menschen von uns samstags um pünktlich 7.02 Uhr aus dem Tiefschlaf: die Laubbläser, die mit ihrem kontinuierlich röhrend-dröhnenden Geschrei ganze Arbeit leisten, um die ehemaligen CO2-Schlucker der Bäume ein paar Meter weiter zu pusten.
Die Natur macht es vor – keine Herbstdepression
Aber warum werfen im Herbst die Bäume denn überhaupt die Blätter ab? Wäre es denn nicht schöner, diese Energiespender des Baumes so lange wie möglich bei sich zu behalten? Es ist ein ewiger Kreislauf der Natur: Wachstum, Ertrag, Loslassen, Erholung. Im Herbst lassen die Bäume ihre Blätter los, um sich auf die Erholungsphase vorzubereiten. Der Winter ist zu kalt und hat zu wenig Sonne, als dass der Baum effektiv seine Arbeit verrichten kann. Also nutzt er die Zeit, um sich zu erholen für eine neue Zeit, eine neue Saison. Und dazu lässt er alles los, was ihn Arbeit und Mühe kostet und fokussiert sich rein auf diese eine Aufgabe des Loslassens.
Und inwiefern kannst Du davon profitieren? Was kannst Du für Dich daraus lernen?
Kennst Du das nicht auch, dass Du Dir eine Aufgabe oder ein Projekt vorgenommen hast, aber Du kommst nur schleppend voran? Irgendwie wirst Du ständig abgelenkt.
Der Baum hingegen konzentriert sich voll nur auf die eine Aufgabe: er lässt die Blätter los. Eins nach dem anderen. Zunächst entzieht er ihnen das Chlorophyll (den grünen Farbstoff), bis sie schließlich keine Kraft mehr haben, am Baum hängen zu bleiben. Sie fallen von selbst zu Boden herab. Die Fragen, die wir uns als Mensch nun stellen sollten: Verfällt der Baum nun in eine Herbstdepression? Warum bekommt der Baum jetzt keine Panik und sorgt dafür, dass gleich wieder neue Blätter nachkommen?
Es ist einfach aktuell nicht die Aufgabe des Baumes. Er konzentriert und fokussiert sich auf die jetzige Herausforderung und nichts anderes. Im Herbst geht es nur darum, loszulassen.
Und das kannst Du von den Bäumen im Herbst für Dich, Deinen Alltag, Dein Business und alles andere lernen: Zum einen, ab und zu mal Dinge loszulassen, aber vielmehr noch, dass Du konzentriert und fokussiert bist und bleibst.
Wie man fokussiert wird
Das ist nun leichter gesagt, als getan. Denn wir unterscheiden uns in einem Punkt ganz gewaltig zum Baum: wir Menschen haben ein Ego! Und dieses Ego hat ganz viele verschiedene Aufgaben. Eine davon ist es, uns ständig in unserem Tun zu unterbrechen. Immer ist diese Stimme im Kopf, die uns „rein redet“. Das Ego lenkt uns also immer wieder von unseren Aufgaben ab. Die Gedanken schweifen ganz leicht mal von der eigentlichen Aufgabe weg, hin zu einem ganz anderen Thema. Das fällt dem Ego noch insofern leichter, wenn Du die Aufgabe nicht gerne machst. Stelle Dir vor, Du müsstest seit geraumer Zeit nun endlich mal wieder Deine Wohnung putzen, weil Besucher immer einen Krümel auf dem Boden finden. Ich vermute schwer, dass auch Du zu den Menschen gehörst, die diese Aufgabe gerne im Zeitplan ganz nach hinten schieben. Denn ständig flüstert Dir eine kleine Stimme ins Ohr, dass es doch gerade wesentlich dringendere Aufgaben gibt, wie Deinen Freund oder Freundin anrufen. Essen kochen. Spazieren gehen. Tee trinken und entspannen.
Was kannst Du also gegen diese Stimme tun? Was kannst Du dafür tun, dass Du fokussiert bist?
Eine wunderbare Möglichkeit, um sich die konzentrierte Ausrichtung anzueignen, ist die Meditation.
Denn was passiert bei einer Meditation? Zunächst einmal bedeutet der Begriff aus dem Lateinischen „meditari“ übersetzt: „nachdenken“, „überlegen“, „ersinnen“. Das ist etwas irreführend, denn eigentlich geht bei einer Meditation um eine ganz andere Sache.
Sinn und Zweck einer Meditations-Sitzung ist es, dass man selbst zur Ruhe kommt und seine Gedanken ausblendet, ja sogar ganz abschaltet. Zu meditieren heißt, sich ruhig hinzusetzen. Hinsetzen und Klappe halten. Am besten macht man dies an einen ruhigen Ort, wo niemand stört oder ablenkt. In der Meditation selbst geht es darum, alle Gedanken, die da kommen, wie Wolken an einem vorbeiziehen zu lassen. Man bleibt also nicht an einem einzigen Gedanken hängen und denkt darüber nach. Nein, vielmehr schickt man ihn gleich wieder weiter auf die Reise. Man versucht also, keinen einzigen Gedanken zu denken. Und die Betonung liegt hier auf: versuchen. Denn das wird nicht immer gelingen. Je öfter man diese Übungen macht, desto leichter fällt es einem, eben keinen Gedanken zu denken.
Das ist Fokus in Perfektion. Der volle Fokus liegt auf Gedankenlosigkeit.
Machst Du es Dir zur Routine, jeden Morgen 10 Minuten, 15 Minuten oder 20 Minuten zu meditieren wirst Du schon bald feststellen, dass Du zielgerichteter und fokussierter in Deinem Alltag wirst. Und ganz nebenbei ist dies auch ein tolles Mittel, einer Herbstdepression aus dem Weg zu gehen.
Ich wünsche Dir viel Spaß bei der Umsetzung dieses Impulses.
zurück zur Übersicht Bildnachweis: freepik